Kindeswohl in Gefahr, müssen wir Bildung anders denken?
Nachbetrachtung zur virtuellen Townhall der FDP-Dreieich am 9. März 2021
„Wie wirkt sich die Pandemie auf unsere Kinder aus?“ Unter dieser Überschrift haben sich auf
Einladung der FDP-Dreieich am 9.3.2021 interessierte Bürgerinnen und Bürger zur Online-Konferenz
zusammengefunden. Mit nachdenklichen Worten eröffnete Elvis Ness die Diskussion. Der Online-
Unterricht liefert den Lehrern nur ein oberflächliches Bild der Leistungsfähigkeit. Einige Schüler
kommen gut mit den Online-Formaten klar, einige aber auch nicht. „Wir verlieren viele“ stellt Ness
fest. Der erfahrene Lehrer kennt die Probleme nicht nur aus erster Hand, er ist auch seit Jahren
gestaltend in verschiedenen Fachausschüssen der FDP zum Thema Bildung tätig.
In der folgenden, lebhaften Diskussion wurden verschiedene Problemfelder diskutiert. Aus dem Kreis
der Teilnehmer kamen kreative und pragmatische Lösungsideen.
Drohenden Bildungsdefiziten kreativ entgegentreten:
Konkret kann jetzt schon festgestellt werden, dass zentrale Lerninhalte im Laufe des letzten Jahres auf
der Strecke geblieben sind. „Können wir Bildung neu denken?“ war eine der diskutierten
Fragestellungen. Es braucht Lernangebote außerhalb der Einrichtung. Eine Teilnehmerin brachte eine
Unterrichtsstunde, in der „Wilhelm Tell“ per Zoom von den Schülern vorgelesen wurde, auf folgende
Idee: „Wenn in Zeiten von Corona Theater nur eingeschränkt öffnen, können dann nicht Lerninhalte
durch Einüben von Theaterstücken vermittelt werden?“ Die Stadt sollte hier mit ihren Ressourcen
unbürokratisch unterstützen.
Soziale und körperliche Defizite müssen ausgeglichen werden:
Schnellstmöglich müssen Sportplätze, Sporthallen und Schwimmbäder vorrangig den Kindern für
Sport, Bewegung und sozialen Austausch zur Verfügung gestellt werden. Die Stadt hat den ersten
Zugriff auf diese Anlagen und muss entsprechend Prioritäten setzten. Dabei sollten auch private
Initiativen von engagierten Eltern mit einbezogen werden.
Bildungskräfte nicht alleine lassen:
Die Qualität der Kinderbetreuung hängt vom Einzelengagement der Einrichtungsleitung oder der
betreuenden Kräfte ab. Bei einigen läuft der Online-Unterricht sehr gut, andere arbeiten noch mit
Arbeitsblättern. Die Stadt könnte hier eine technische Plattform zur Verfügung stellen, in der die
Bildungskräfte Ideen und „best-practise“ Ansätze austauschen können. Für die Kommunikation mit
den Eltern würden stadtweite Standards für Kitas helfen.
Technisches Know-How in die Einrichtungen tragen:
Manche Fachkräfte müssen mangels Technik auf eigene Computer zurückgreifen, andere werden mit
nicht eingerichteten PCs alleine gelassen. Schulungen in verwendeten Technologien wie Online-Konferenzen finden nicht statt. Hier muss nicht nur mehr Hardware organisiert werden, sondern auchunbürokratisch mit Schulungsangeboten unterstützt werden.
Bürokratie abbauen:
Obwohl die Pandemie das Land nun seit über einem Jahr im Griff hat, ersticken Bürokratie und
Vorschriften viele Initiativen. Mobile Luftfilteranlagen dürfen in manchen Einrichtungen nicht
aufgestellt werden, da ja jemand über diese Anlage stolpern könnte. Woanders dürfen Online-Angebote mangels unterschriebener Datenschutzerklärungen der Eltern nicht stattfinden. Hier muss
die Stadt mit gutem Beispiel vorangehen und bürokratische Hürden abbauen.Wie der Bürgermeister einer anderen Stadt in einem Fachgespräch mit der FDP-Dreieich berichtete,
wurde während der Pandemie die Verwaltung auf eine Art und Weise modernisiert, die „inFriedenszeiten“ so nicht möglich gewesen wäre.
Engagement bündeln:
Es gibt viele engagierte Eltern, Fachkräfte, Verwaltungsmitarbeiter. Diese arbeiten aber alle „vor sich
her“. Hier muss ein virtueller runder Tisch, eine Art Tast-Force etabliert werden, der sich gegenseitig
mit Input versorgt.
Die FDP-Dreieich sieht nach der Veranstaltung noch viel Arbeit für alle Beteiligten: „Die Situation der
Kinder ist schwierig. Das ist eine gesellschaftliche Aufgabe. Aber wir wissen: Dreieich kann mehr.
Dreieich kann auch Krise“. Die FDP-Dreieich wird daher die gefundenen Lösungsansätze ausarbeiten
und weiter vorantreiben. Dabei sollten nicht mehr bürokratische Hemmnisse, sondern Lösungsideen
im Vordergrund stehen.