Starkregenkonzept für Dreieich gefordert

Strakregen

Die aktuelle Diskussion über Stauung bzw. Rückhaltebereiche des Hengstbaches ist wichtig – aber sie greift unseres Erachtens zu kurz. Zwar sind diese Maßnahmen dringend nötig, um die Auswirkungen von Starkregenereignissen in Spendlingen zu vermeiden bzw. zu reduzieren (und daher zeitnah am Oberlauf zu etablieren) – aber: Nicht nur Sprendlingen war betroffen. Auch in anderen Stadtteilen soffen und saufen vermehrt Keller ab, in Offenthal, in Götzenhain und letzte Woche in Dreieichenhain
Es braucht daher ein stadtweites Konzept, das Ursachen für Gefährdungen und Risikostellen  identifiziert und bekämpft. Aufgrund der Dringlichkeit mit externer Hilfe.
Aus diesem Grund haben wir den anhängenden Antrag in die Stadtverordnetenversammlung eingebracht:

Die FPD-Fraktion beantragt, die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:

„Der Magistrat wird beauftragt, unmittelbar eine Strategie zur Starkregenvorsorge zu erstellen. Die Strategie soll Folgende Punkte in dieser oder ähnlicher Form umfassen:

  • Starkregen-Gefährdungsanalyse:
    • Erkennung von potenziellen Gefahrenherden,
    • Identifikation der konkreten Gefahren für öffentliche und private Immobilien
  • Starkregen-Risikoanalyse:
    • Identifikation der konkreten Risiken für Leib und Leben der Dreieicher Einwohner
  • Starkregen-Handlungskonzept:
    • Ableitung von kurzfristigen Handlungsempfehlungen (Kärung Verantwortlichkeiten, Aktualisierung von Alarm- und Einsatzplänen, Bevölkerungsinformation)
    • Empfehlung von langfristigen Handlungen (Gebäudeschutz im privaten und öffentlichen Umfeld, Baumaßnahmen Kanalisation sowie Entlastungsflächen)

Diese Maßnahmen dienen dem Kastrophenschutz und der Risikovorsorge. Um hier zeitnah zu Ergebnissen zu kommen, sollen externe Dienstleister in geeigneter Weise eingesetzt werden. Ein Budget für diesen Zweck ist im Nachtragshaushalt bereitzustellen.“

Begründung

Starkregenereignisse stellen Kommunen vor besondere Herausforderungen. Die Ereignisse[1] der letzten Wochen haben gezeigt, dass für den Umgang mit Starkregenereignissen ein systematischer und ganzheitlicher Ansatz erforderlich ist. Dies gilt ganz besonders für Dreieich: Hier war das ganze, weit verzweigte Stadtgebiet betroffen. Nicht nur in Sprendlingen liefen Keller voll, sondern z.B. auch in Götzenhain oder Offenthal. Daher braucht es besonders für unsere Stadt ein übergreifendes, stadtweites Konzept, das über die (sicher notwendigen und daher unstrittigen) Stauungen des oberen Hengstbaches hinaus geht.  

Die im überregionalen Umfeld beobachteten Starkregenereignisse haben vor, während und nach dem Extremereignis die Defizite der öffentlichen Vor- und Nachsorge einmal mehr schonungslos offengelegt. Vorab eingegangene Regenwarnungen sind ins Leere gelaufen. Wegen fehlender Infrastruktur wie z.B. Sirenen konnte die Bevölkerung nicht vor der unmittelbaren Gefahr gewarnt werden. Zudem war in der Bevölkerung nur eine geringes Gefahrenbewusstsein vorhanden. Die Gefahren in einem engen und langen Tal sind sicher deutlich höher wie in Dreieich. Doch auch kleinere Risiken sollten bewertet werden und bekannt sein.

Grundlage für einen systematischen Ansatz ist deshalb eine Bestandsaufnahme und Evaluierung des Status Quo in Dreieich. Für diese Tätigkeit sind hochspezialisierte Dienstleistungsunternehmen[2] auf dem Markt verfügbar. Diese können durch Nutzung moderner IT-gestützter Simulationsysteme Starkregenereignisse inklusive Überschwemmungsdynamik am PC simulieren. Die Simulationen berücksichtigen dabei relevante Parameter wie Oberflächen, Bachläufe oder Verdohlungen. Auf Basis dieser Simulationen können dann die oben genannten Die Simulationsergebnisse sind dann die Basis für die Erreichung folgender Ziele:

  • Erkennung von potenziellen Gefahrenherden
  • Identifikation der konkreten Gefahren für öffentliche und private Immobilien
  • Identifikation der konkreten Risiken für Leib und Leben der Dreieicher Einwohner
  • Ableitung von kurzfristigen Handlungsempfehlungen. Dies sind z.B.:
    • Klare Definition von Verantwortlichkeiten in der Verwaltung
    • Optimierung von Alarmierungsplänen zum Bevölkerungsschutz
    • Aktualisierung und Einsatzplänen
    • Information der Bevölkerung über bestehende Risiken
  • Empfehlung von langfristigen Handlungen. Dies sind z.B.:
    • Erweiterung Rückhaltebecken
    • Schaffung Entlastungsflächen (Überflutungsgebiete,…)
    • Anpassung der öffentlichen Kanalisation
    • Gebäudeschutz öffentlicher Gebäude (z.B.: durch bauliche Anpassungen, Schutzwälle, -gräben)
    • Gebäudeschutz privater Gebäude (z.B.: durch Handlungsempfehlungen, Fördermaßnamen)

Diese Maßnahmen dienen damit dem Katastrophenschutz und damit dem Schutz von Leib und Leben der Dreieicher Bevölkerung. Zusätzlich können hieraus konkrete und ganzheitliche Handlungsempfehlungen abgeleitet werden.

Um hier zeitnah zu Ergebnissen zu kommen, sollen externe Dienstleister in geeigneter Weise eingesetzt werden.  Für die umfassende Bestandsaufnahme, Gefährdungsanalyse sowie die Erstellung eines Konzeptes wird ein Betrag in Höhe von 30.000 Euro im Produkt Abwasserentsorgung in den 1. Nachtragshaushalt eingestellt. Für das Budget sind außerdem Fördermittel des Landes/Bundes zu prüfen.


[1] Hier sind nicht nur die Starkregenereignisse in Rheinland Pfalz, Nordrhein-Westfalen vom Juli 2021 gemeint, sondern auch die in Dreieich

[2] Ein Dienstleister der sich auf solche Dinge spezialisiert hat, ist z.B. die geomer GmbH (www.geomer.de) (siehe auch Anlagen)